Es ist soweit: heute gibt es den 49. und damit letzten Block des Quilts für die Rechte der Frauen!
Block 49 war einer der beiden, die ich erfolgreich ewig vor mir hergeschoben habe. Und ich musste wieder einmal erkennen, dass ich mich gar nicht so leicht motivieren kann, wenn der leise Nachdruck einer Gruppe fehlt. Diesen Quilt hatten ja deutlich mehr Bloggerinnen angefangen zu nähen, als am Ende bei
Veröffentlichung des letzten Blocks noch "im Rennen" waren...
Block 49 war noch ein Block mit Rundungen. Er war nicht wirklich schwer zu nähen, seit ich begriffen habe,
wie man das machen kann.
Die große Tochter meinte,
ein Thema würde in diesem Quilt noch total fehlen und darum bekommt dieser Block heute die Stimme einer 26-jährigen jungen Frau, die sich in Studium und Arbeit eine ganz eigene Betrachtung der deutschen Sprache entwickelt hat:
“frauen
bewegen sich vorzugsweise auf dem mittelfeld der sprache, wobei sie
alles abseits des weges liegende oder seltsame vermeiden,(…) frauen
folgen regelmäßig der landstraße der sprache, die männer aber
geben häufig der neigung nach, einen schmalen seitenpfad
einzuschlagen oder sogar sich einen neuen weg erst zu bahnen”.
Diese Idee der Unterlegenheit der weiblichen Sprache vertraten
Wissenschaftler wie Otto Jespersen, von dem dieses Zitat stammt, noch
bis in die 1970er Jahre. Begründet wurde dies durch die Syntax
(Regelwerk einer Sprache) der Frauensprache, von der angenommen
wurde, sie sei inhaltsarmer und primitiver als die Sprache der
Männer.
Doch
auch nach der Untersuchung unseres Sprachsystems und der Einforderung
von Gleichheitschancen der Geschlechter in den letzten 50 Jahren
finden wir bis heute „die deutsche Sprache in ihrer Struktur und
ihrem Lexikon sexistisch und androzentrisch (der Mann als Zentrum,
Maßstab und Norm)“ (Schoenthal) vor. Daher möchte der letzten
Block des Quilts auf die tagtägliche Diskriminierung der Frauen in
unserer Sprache aufmerksam machen.
Schon
in der höflichen Anrede und unseren Personenbezeichnungen findet
sich eine fundamentale Assymetrie. Warum wird eine Frau in einer
gemischten Gruppe als Dame in sehr geehrte Damen und Herren,
allein aber als Frau angesprochen? Und warum wird Männern
hingegen durchweg Höflichkeit und Respekt entgegengebracht, indem
sie immer mit Herr angeredet werden? Warum muss sich eine Frau
als Doktor oder Arzt ansprechen lassen, obwohl wir im Deutschen
mittlerweile entsprechende weibliche Bezeichnungen dieser
Berufsstände haben? Und selbst hierbei finden wir heute noch ein
Ungleichgewicht, da weibliche Entsprechungen von Berufsbezeichnungen
aus den männlichen Grundformen abgeleitet werden: aus dem Arzt wird
die Ärztin. Berufbezeichnungen hingegen, die aus einer weiblichen
Domäne herrühren wie Krankenschwester, werden für Männer nicht
aus der weiblichen Grundform abgeleitet, sondern entstehen durch
Wortneubildungen. So haben wir heute nicht etwa den Krankenbruder,
sondern ein Krankenpfleger.
Ein
weiteres Phänomen der deutschen Sprache, das sehr häufig Anwendung
findet, ist das generische Maskulinum. Da eine enge Assoziation
zwischen grammatikalischem und natürlichem Geschlecht besteht, macht
es Frauen nahezu unsichtbar. Dies bedeutet, dass Sätze wie Der
Deutsche hat eine sehr gute Allgemeinbildung. grundsätzlich zwar
neutral gemeint sind und von Frauen und Männer die Rede sein soll,
dass jedoch durch das generische Maskulinum überwiegend an Männer
als an Frauen gedacht wird.
Daher
ist es nicht nur die Sprache an sich „sondern
deren Wahrnehmung durch die Sprachbenutzer und der Sprachgebrauch,
die den Eindruck des Sexismus bzw. des Vorherrschens des Männlichen
bei den Personenbezeichnungen entstehen lassen“
(Klann-Delius).
Somit
kann eine Sichtbarmachung der Frauen nur durch gezielten Sprachwandel
erfolgen. Deshalb, liebe Leserinnen und Leser, versucht doch in
Zukunft gern einmal diese Form der Anrede zu nutzen, da sie die
einzige ist, bei der sich Frauen und Männer gleichermaßen sichtbar
und gemeint fühlen.
Das war ja nun eine Menge zu lesen, aber es steckt auch eine Menge drin - finde ich. Und dazu gibt's nun
Block 49: The Arc - Die Brücke
"Die Brücke der moralischen
Wertvorstellungen im Universum ist lang, aber letztendlich beugt sie
sich in Richtung der Gerechtigkeit!!"
Martin Luther King jr.
Dieser Block war der letzte, den ich nähen musste. Nun muss ich mich für ein Layout entscheiden und die Blöcke nur noch ein bisschen zusammen nähen und das Ganze quilten. Und dieser Übergangsschritt ist einer, der für mich in der Entstehung eines Quilts immer wieder auch eine echte Stufe darstellt. Mal sehen, ob ich gerade üüüüberhaupt keine Zeit dafür habe oder was.... :-)