Ich nähe nicht. Da müsst Ihr jetzt durch. Denn ich erzähle Euch derweil eine Garten-Geschichte. In diesen Tagen bin ich nämlich Vollzeitgärtnerin. Und habe Lust auf Experimente. Zum Beispiel das
Ihr wisst nicht, was eine Heiß-Rotte ist? Wusste ich bis dato auch nicht. Ich wusste nur, dass der Komposthaufen, den ich immer schön aufschichte und über das Jahr mit den Gartenabfällen füttere, manchmal warm wird. Nun war eine größere Menge Wacholder-Schnitt angefallen. Den hatte Herr B. ja geköpft. Und bei der Recherche dazu, was man mit diesem Nadelschnitt machen könnte, war ich irgendwie auf die Heiß-Rotte gestoßen.
Was ist das?
"Als Heißrotte bezeichnet man einen Kompost, der aufgrund allein von bakterieller Tätigkeit unter optimalen Bedingungen Temperaturen zwischen 50 und 70°C erreicht. Das hat den Vorteil, dass Unkrautsamen und sogar Pathogene abgetötet werden."
Das musste probiert werden!
Als Herr B. in einem Anflug von Mäh-Wut den ganzen Garten gemäht hatte gab es eine große Menge von Gras. Manches benutze ich ja zum Mulchen. Aber das war zu viel auf einmal. Zusätzlich gab es eine ganze Schubkarre voll Häckselmaterial aus den Hecken.
Außerdem gab es vom Kompost-Sieben die Rückstände: kleine Äste, Tannenzapfen, Holzstückchen, alles, was nicht in zwei Jahren verrottet.
Um eine Heiß-Rotte hinzubekommen braucht man:
grünes Material (Rasenschnitt, Unkraut...)
braunes Material (Äste, trockenes Laub...)
Sauerstoff
Wasser
So die Theorie.... Über die Mischungsverhältnisse gehen die Meinungen auseinander. Ich musste sowieso nehmen was da war.
Das habe ich schön abwechselnd in Lagen aufgeschichtet:
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12.05.2025 |
Die Pappe liegt da nur weil untendrunter die Überleitung vom oberen zum unteren Wasserfass verläuft und ich die nicht beschädigen/auseinanderreißen wollte. Pappe verrottet und gehört zu den Lieblingsspeisen von Regenwürmern. Echt.
Eine erste Messung direkt nach dem Aufsetzen ergab: Außentemperatur. Logisch. Bisher hatte nichts gerottet. Es hatte geregnet, es gab reichlich Regenwasser und das braucht man auch, denn man muss den Haufen beim Aufsetzen immer wieder begießen.
12.05. 14,3°C
13.05. 25,2°C
Ja, irgendetwas tut sich da...
14.05. 39,1°C
15.05. 55,0°C
17.05. 60,9°C
Wow! Damit hätte ich wirklich nicht gerechnet! Dass es warm werden würde, war klar, aber SO warm? Der Haufen schrumpft inzwischen auch sichtbar und wenn man die Hand drauf legt, ist er spürbar warm.
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23.05.2025 |
Mit den 60°C war die Höchsttemperatur erreicht. Ab da ging es wieder abwärts:
18.05. 58,9°C
20.05. 52,7°C
21.05. 49,6°C
23.05. 38,8°C
Dass die Temperatur wieder fällt, ist ganz normal. Zeit, den Haufen umzusetzen.
Vom Gras ist so gut wie nichts mehr zu sehen, nur am Rand des Haufens, wo es "trocken" lag, ist es noch da. Das ist ein gutes Zeichen, Gras neigt ja zum Verklumpen und Verfaulen.
Der Wacholder hat sich nicht sehr verändert, die Nadeln sind noch am Zweig.
Das Moos, das ja auch immer ein Sorgenkind beim Verkompostieren ist, hat sich noch nicht wirklich verändert, ts, ts, ts....
Beim Umsetzen habe ich neuen Grasschnitt, neues Unkraut und neues Häckselgut von Zweigen und Ästen untergemischt. Wie die Rotte 2 abläuft, werden wir sehen...
Fazit aus dem ersten Versuch:
- es lassen sich tatsächlich hohe Temperaturen erzielen
- der Wacholder-Schnitt war vermutlich nicht klein genug. Es waren Stücke von 10-30 cm. Empfohlen wird: alles häckseln, das kann ich jetzt aber auch nicht mehr ändern.
- für Situationen, wo man einfach zu viel Kompostmaterial gleichzeitig hat, ist es eine perfekte Methode, um das Volumen zu verringern - der Haufen war nach 12 Tagen nur noch halb so hoch.
Nun ist der neue Haufen aufgesetzt und die neue Temperaturmessung startet mit 13,8°C bei 11°C Außentemperatur - der Mai tut so, als hätte er Dauereisheilige....