Freitag, 23. Mai 2025

Das Heiß-Rotte-Experiment

Ich nähe nicht. Da müsst Ihr jetzt durch. Denn ich erzähle Euch derweil eine Garten-Geschichte. In diesen Tagen bin ich nämlich Vollzeitgärtnerin. Und habe Lust auf Experimente. Zum Beispiel das 

Heiß-Rotte-Experiment

Ihr wisst nicht, was eine Heiß-Rotte ist? Wusste ich bis dato auch nicht. Ich wusste nur, dass der Komposthaufen, den ich immer schön aufschichte und über das Jahr mit den Gartenabfällen füttere, manchmal warm wird. Nun war eine größere Menge Wacholder-Schnitt angefallen. Den hatte Herr B. ja geköpft. Und bei der Recherche dazu, was man mit diesem Nadelschnitt machen könnte, war ich irgendwie auf die Heiß-Rotte gestoßen.

Was ist das?

"Als Heißrotte bezeichnet man einen Kompost, der aufgrund allein von bakterieller Tätigkeit unter optimalen Bedingungen Temperaturen zwischen 50 und 70°C erreicht. Das hat den Vorteil, dass Unkrautsamen und sogar Pathogene abgetötet werden."
(hier gefunden)

Das musste probiert werden!
Als Herr B. in einem Anflug von Mäh-Wut den ganzen Garten gemäht hatte gab es eine große Menge von Gras. Manches benutze ich ja zum Mulchen. Aber das war zu viel auf einmal. Zusätzlich gab es eine ganze Schubkarre voll Häckselmaterial aus den Hecken.
Außerdem gab es vom Kompost-Sieben die Rückstände: kleine Äste, Tannenzapfen, Holzstückchen, alles, was nicht in zwei Jahren verrottet.

Um eine Heiß-Rotte hinzubekommen braucht man:
grünes Material (Rasenschnitt, Unkraut...)
braunes Material (Äste, trockenes Laub...)
Sauerstoff 
Wasser 

So die Theorie.... Über die Mischungsverhältnisse gehen die Meinungen auseinander. Ich musste sowieso nehmen was da war.
Das habe ich schön abwechselnd in Lagen aufgeschichtet:

12.05.2025

Die Pappe liegt da nur weil untendrunter die Überleitung vom oberen zum unteren Wasserfass verläuft und ich die nicht beschädigen/auseinanderreißen wollte. Pappe verrottet und gehört zu den Lieblingsspeisen von Regenwürmern. Echt.
Eine erste Messung direkt nach dem Aufsetzen ergab: Außentemperatur. Logisch. Bisher hatte nichts gerottet. Es hatte geregnet, es gab reichlich Regenwasser und das braucht man auch, denn man muss den Haufen beim Aufsetzen immer wieder begießen.

12.05.   14,3°C
13.05.   25,2°C

Ja, irgendetwas tut sich da...

14.05.   39,1°C
15.05.   55,0°C
17.05.   60,9°C


Wow! Damit hätte ich wirklich nicht gerechnet! Dass es warm werden würde, war klar, aber SO warm? Der Haufen schrumpft inzwischen auch sichtbar und wenn man die Hand drauf legt, ist er spürbar warm. 

23.05.2025

Mit den 60°C war die Höchsttemperatur erreicht. Ab da ging es wieder abwärts:

18.05.   58,9°C
20.05.   52,7°C
21.05.   49,6°C
23.05.   38,8°C

Dass die Temperatur wieder fällt, ist ganz normal. Zeit, den Haufen umzusetzen. 
Vom Gras ist so gut wie nichts mehr zu sehen, nur am Rand des Haufens, wo es "trocken" lag, ist es noch da. Das ist ein gutes Zeichen, Gras neigt ja zum Verklumpen und Verfaulen.
Der Wacholder hat sich nicht sehr verändert, die Nadeln sind noch am Zweig.


Das Moos, das ja auch immer ein Sorgenkind beim Verkompostieren ist, hat sich noch nicht wirklich verändert, ts, ts, ts....


Beim Umsetzen habe ich neuen Grasschnitt, neues Unkraut und neues Häckselgut von Zweigen und Ästen untergemischt. Wie die Rotte 2 abläuft, werden wir sehen...

Fazit aus dem ersten Versuch:
  1. es lassen sich tatsächlich hohe Temperaturen erzielen
  2. der Wacholder-Schnitt war vermutlich nicht klein genug. Es waren Stücke von 10-30 cm. Empfohlen wird: alles häckseln, das kann ich jetzt aber auch nicht mehr ändern.
  3. für Situationen, wo man einfach zu viel Kompostmaterial gleichzeitig hat, ist es eine perfekte Methode, um das Volumen zu verringern - der Haufen war nach 12 Tagen nur noch halb so hoch.
Nun ist der neue Haufen aufgesetzt und die neue Temperaturmessung startet mit 13,8°C bei 11°C Außentemperatur - der Mai tut so, als hätte er Dauereisheilige....




9 Kommentare:

  1. Also ich liebe Moos und wußtest Du, dass das ganz besondere Pflanzen sind mit vielen Fähigkeiten!?
    Ich beobachtete mal einen Gärtner, der packte seinen Abschnitt immer an die Rasenseite und machte daraus einen kleinen Wall, entlang des Grundstücks. Am Ende der Saison war kaum mehr was zu sehen, ob das ähnlich wie Deines war?

    Nana

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  2. Ein tolles Experiment und perfekt gelungen! Ich hoffe der Wacholder verrottet gut und mit ihm alle Pilzsporen, die sie so übertragen können. Ich werkel auch im Garten, wenn mir die Arbeit Zeit lässt. LG Ingrid

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  3. Das das so schnell geht mit der hohen Temperatur, hätte ich nicht gedacht.
    Obwohl, nach der Heuernte war/ist
    die Gefahr dass sich das Heu erhitzt bzw. sogar entzündet.
    Besonders wenn es nicht 100% trocken war. Dafür gibt es extra Sonden, um die Temperatur zu messen.
    Ein anderes Beispiel: Misthaufen dampfen bei kühleren Außentemperaturen. Da rottet auch was.
    Bin gespannt über deine weiteren Beobachtungen!
    Viele Grüße, Irmgard

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  4. Das ist ja ganz interessant. Ganz ehrlich, Kompost ist bei uns manchmal ein Stiefkind. Da in der letzten Ecke im Garten und nicht einsehbar wird halt immer wieder draufgelegt. Hauptsache die Schubkarre ist wieder leer. Da die Anlage vom Sohn ganz neu angelegt werden muss, weil instabil nach vielen Jahren , müssen wir da auch umdenken. Lg von Rela

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  5. Liebe Elke,
    das ist wirklich interessant. Ich hätte nicht gedacht, dass es in Deinem Haufen wirklich warm wird. Auch die Veränderung der Größe ist erstaunlich. Wie lange dauert der Prozess insgesamt oder kann man das nicht sagen, sondern schichtet den Haufen so lange um, bis er Erde ist?
    Liebe Grüße Viola

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  6. Liebe Elke, in jedem frisch aufgesetzten Kompost wird es erstmal richtig warm. Doch noch besser und gehaltvoller ist Wurmkompost. Den hatte ich immer wenn ich auch noch Reste aus der Küche zugab. Doch das mache ich schon lange nicht mehr, es kamen Ratten, da muss man ihn gut schützen.
    Mein Heckenschnitt lasse ich einfach dünn auf dem Boden unter den Sträuchern liegen auch Eichenlaub. Darüber wächst meist girsch und andere Wildpflanze, sowie Stauden, die sich nicht verdrängen lassen. In einem Jahr ist alles durch die Natur zu Erde geworden. Man nennt es auch Flächenkompost.
    Dir viel Erfolg und habe Geduld es braucht seine Zeit. Liebe Grüße von Frauke

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  7. Hallo Elke,
    wow das finde ich sehr spannend. Es ist schon toll, was die Natur zustande bringt.
    Liebe Grüße Carolyn

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  8. WOW, was für ein spannendes Experiment. Wir haben auch einen Komposthaufen (eigentlich sogar zwei*), den wir aber mehr oder weniger spontan mit diesem und jenem und völlig ohne System befüllen. Nur Unkräuter kommen keine rein, die kommen zum Häckselplatz, der auf dem Heimweg vom Garten liegt. Dort werden professionell große Mengen kompostiert und man kann dort dann wiederum günstig fertigen Kompost kaufen.
    *Mein Mann möchte den zweiten Komposthaufen auflösen, ich finde es aber praktischer, dass man von einem Haufen zum anderen (beides sind "Holzverschläge") umschichten kann, wir befinden uns also noch in der Diskussion, was mit dem alten Holzverschlag passiert... Ich bin gespannt, wie es bei dir weitergeht.
    Viele Grüße
    Anita

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  9. was für ein interessantes Experiment
    das Kompost warm werden kann ist mir bekannt
    man nutzt das ja auch für Hügelbeete
    wird daraus Erde..oder "verbrennt" das Martial irgendwie ??
    ich habe allerdings fast nur Heckenschnitt
    bin gespannt wie es weiter geht
    liebe Grüße
    Rosi

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