Meine Güte, ist das schon wieder lange her! Auf einem Nähkurs im Kloster Donndorf im Oktober 2020 hatte ich begonnen, eine Tunika zu nähen. Das Thema damals war "Wir nähen einen Rock". Himmel! Ich hätte es nie geglaubt, dass das Nähen so schnell gehen würde. Nachdem der Rock und ein Shirt (hab ich das etwa nicht gepostet??) fertig waren hatte ich noch so richtig schön viel Zeit. Und keinen Plan. Aber wie es so ist - Pläne machen manchmal andere für einen... ich konnte nicht widerstehen und wollte zumindest den Schnitt für das zauberhafte... mh.... "Sackkleid"?... "Trägerrock"? ausradeln, den andere Teilnehmer gerade genäht hatten. Gesagt - getan. Mit den Schnittmusterbögen kam ich inzwischen ziemlich gut zurecht. Die Größe war simpel zu entscheiden: die kleinste war die 40. Und Baumarktfolie war auch genug da. Nur Stoff nicht. Nach ein bisschen messen und probieren war klar: ich nähe einen Harlekin. Denn ich hatte für eine eventuelle Taschen-Näherei verschiedenen Cord dabei, allerdings keine großen Stücke.
Da gab's nun schon ein paar mehr Teile auszuschneiden als für einen Rock, zusammengesetzte Vorder- und Rückenteile und vor allem Blenden. Das Thema Blenden fand ich besonders spannend. Und auch da musste der einzige mitgebrachte Stoff herhalten, weil ich nicht den Cord nehmen wollte. Noch mehr Harlekin *kicher*
Alles schön versäubern, Nähte auseinander bügeln, Aufsatztaschen nähen (ein Klacks für versierte Taschennäherinnen!) und dann habe ich tatsächlich den Halsausschnitt eingefasst mit diesen Blenden. Hinterbügelt mit H200 unter Aussparung der NZG. Und ganz genau wie die Anleitung in der Zeitschrift es gesagt hat: erst am Halsausschnitt eine Stütznaht nähen (hä? was ist eine Stütznaht?), dann die Blendenteile zum Ring schließen und mit Vlies verstärken, dann an das Kleid nähen, NZG zurück schneiden, und dann die Blende knappkantig auf die NZG steppen (jawohl!), dann erst die endgültige Naht zur Befestigung der Blende am Kleid setzen. Meine Tante wäre stolz auf mich, wenn sie das noch erleben könnte!
An dieser Stelle war leider der Kurs zu Ende und ich musste sehen, wie es mit dem Kleid weiter geht, denn ein UFO wollte ich damals nicht! Allerdings bin ich zu Hause kläglich gescheitert. Der Schnitt war eine Größe 40 und das ist mir zu groß. Ich hatte also am Außenstoff allerhand weg genommen. Dadurch passten die nach dem Originalschnitt gefertigten Ärmelblenden nicht. Also ab in einen Schuhkarton!
Im Februar diesen Jahres hatte ich das Teil dann schon mal rausgekramt. Da war das die Ausgangslage:
Vorder- und Rückenteil sind nur an den Schultern zusammen genäht, die Säume fehlen noch, die Armausschnitte haben noch keine Blenden. Der Halsausschnitt ist bei etwa 2 cm rundum abgesteppt. Da liegt die Blende richtig gut. Begonnen hatte ich im Februar mit den Ärmelblenden. Stütznaht setzen:
Die Blendenteile habe ich nach bestem Wissen und Gewissen angepasst und trotzdem krabbelte die Blende immer wieder nach außen, weil es dort keine Steppnaht gibt. Und außerdem hatte ich den Eindruck, ich müsste das Ganze füttern (das war im Schnitt nicht vorgesehen, da als Leinensommerkleid konzipiert), weil der Cord natürlich "klebt". In diesem Stadium wanderte das Teil damals zurück in den Schuhkarton, wurde immer mal wieder hervor geholt, anprobiert, festgestellt, dass das Problem unverändert vorhanden war und wieder weg gepackt.... Das kennt so manche von Euch! *lach*
Aber jetzt! Ich will endlich dieses Teil anziehen! Das Wetter ist so!!!
Ich habe lange überlegt, wie ich die zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen kann (Armausschnittblenden passender/drinbleibender und Futter) und habe mich dann für ein handeingenähtes Futter entschieden. Jetzt schlagen alle Klamottennäherinnen die Hände über dem Kopf zusammen - handeingenäht! - *kicher - aber für Menschen, die ganze Quilts mit der Hand nähen, ist das überhaupt keine Frage. Die Futterteile konnte ich auch nur vage zuschneiden - alles viel zu groß, da ich damals die Cord-Schnittteile heftig irgendwie angepasst hatte. (Das ist mir völlig unklar, wie man sich Schnitt-Anpassungen für später erhält...)
Dann habe ich die Schulternähte des Futterkleides geschlossen und den Halsausschnitt in etwa dem Ausschnitt des Kleides abzüglich der 2 cm vom Ausschnittrand entfernt liegenden Naht angepasst. Mit der Overlock versäubert. Nun konnte ich das Futterkleid unter die überstehenden Nahtzugabe der Blende schieben und so beides zusammen nähen. Das fand ich schon mal eine gute Lösung.
Letztendlich war sogar noch genug Platz, um Blende und Futter mit einer Zickzacknaht rundum zu fixieren.
Dann habe ich das Kleid ganz glatt gelegt und die Armausschnitte und Seiten des Futters passend geschnitten. Weil die Blende der Armausschnitte schlecht lag und je weiter innen umso mehr, habe ich sie eingekürzt und dann das Futter umgeschlagen mit der Hand obenauf genäht. Eine andere Methode als beim Halsausschnitt also. Aber das Ergebnis stellt mich ebenfalls zufrieden.
Der Rest war ein Klacks!
Für den gebogenen Saum sah die Anleitung vor, 2 cm von der Kante entfernt eine Heftnaht zu setzen und genau an dieser Stelle umzukippen und zu säumen.
Genauso habe ich es gemacht, das hat gut funktioniert.
Nun muss sich zeigen, wie es sich trägt. Vielleicht kürze ich die Tunika noch um ein paar Zentimeter ein. Sie kommt mir ein bisschen lang vor. Das Tragegefühl mit in den Taschen versenkten Händen ist jedenfalls schon mal prima! *lach*
Vorne und hinten sind unterschiedlich aufgeteilt
Insgesamt ist es nun eine kreative Abwandlung eines Leinen-Sommerkleides geworden, gefüttert und schmaler und völlig unfachmännisch zusammengeschustert.... *lach* (hinten könnte es fast noch schmaler sein...)
Aber es ist endlich mal wieder ein UFO aus dem Nähzimmer!
Gewicht: 383 Gramm
Schnitt: Simplicity 3/2020
Stoff: verschiedene Baumwollcordstoffe - alle aus dem Bestand
Futter: aus dem Bestand, Material unklar.
Bei Annette werden diesen Monat im Kleider-Sewalong ja Blusen genäht, aber vielleicht verlinkt sie mir den Beitrag noch rückwirkend im April (Röcke) oder ich verlinke ihn im Oktober (freie Auswahl)
Verlinkt wird bei Annettes "Let's finish old stuff" und ein Kreuzchen im Bingo bei "Handnähen" gibt es auch.
Klasse gelöst!! Ich nähe ja oft Kleidung. Und glaub mir, richtig gut im improvisieren bin ich! Von Hand was retten ist die beste Methode!
AntwortenLöschenGut gemacht
Herzlichst
yase
Hallo Elke,
AntwortenLöschendas sieht Klasse aus. Chapeau, dass du es aus der UFO Kiste geholt und fertig gestellt hast. Bei Kleidung nähe ich auch immer da mit der Hand, wo es mit der Maschine kompliziert wird - lach - und Futter fasst sich prima mit der Hand ein. So wie du die Stoffe gepuzzelt, es abgewandelt und fertig gestellt hast: das ist Kreativität. Viel Freude beim Tragen.
Liebe Grüße Carolyn
Liebe Elke,
AntwortenLöschenwunderbar, warum nicht von Hand.
Früher hat man das oft so gemacht heute muss alles mit Maschine und schnell gehen.
Herzliche Glückwünsche zum fertigen Kleid. Das Material in ist genau richtig für die kommende kühle Jahreszeit.
Liebe Grüße, Marita
Wow, ein toller Schnitt. Als ich auch noch die größe 40 tragen konnte wäre es "das" Teil für mich gewesen. LG von Rela
AntwortenLöschenHallo Elke,
AntwortenLöschenherzlichen Glückwunsch. Und nun hast du ein neues Kleidungsstück. Es sieht klasse aus und bereitet dir hoffentlich sehr viel Freude.
Liebe Grüße
Renate
Hallo Elke,
AntwortenLöschenauch von mir herzlichen Glückwunsch. Und Danke, jetzt weiß ich wieder, warum ich so ungerne Kleidung nähe. *g*
Ich finde Deine Tunika super.
AntwortenLöschenNana
Das hast du super gemacht! Und manchmal muss man pragmatisch dran gehen anstatt "professionell" *gg*
AntwortenLöschenLiebe Grüße, Rike
Super gemacht, liebe Elke, und manch Ding will einfach Weile haben. Du bist also völlig im Zeitplan. :-)
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Anita
So nähe ich gerne Kleidung, Stoffepuzzeln bis es passt und deine Tunika sieht sehr harmonisch aus
AntwortenLöschenÄnderungen an Schnittmustern, wenn ich frei Schnauze weggeschnitten habe, erhalte ich mir, indem ich die weggeschnittenen Stoffstücke an den ursprünglichen Stellen auf das Schnittmuster lege und dann das Papier auch einfach wegschmeißen - dann ist die Änderung gesichert.
Viele Grüße,
Kerstin
Danke, das ist ein super Tipp!
LöschenEs sollte natürlich wegschmeißen statt wegschmeißen heißen... Die Autokorrektur ärgert mich leider oft
AntwortenLöschenNoch ein Versuch: Wegschneiden
AntwortenLöschenWow, das Ergebnis ist super.
AntwortenLöschenVon deinen Beschreibungen des Weges dahin schwirrt mir allerdings der Kopf... *lach*
Das liegt aber an mir (ich krieg ja grademal gerade Nähte einigermaßen hin) und nicht an deinen Erklärungen.
Viel Freude damit.
LG von TAC