Donnerstag, 19. September 2024

Impressionen vom Moorsee Kladská, Důl Jeronym (Zinngrube Čistá), Čistá (Lauterbach), das geschleifte Dorf

Vom Kloster Tepl fahren wir nach Kladská. Um den Ort gibt es gleich zwei Moorseen. Auf Wegen und Holzstegen kann man sie umwandern. 
 

Auch abseits des Sees sieht man in den Wasserlachen die unglaubliche Moorfarbe.
 

Es gibt verschiedene Libellen. Eine hat sich bei mir sehr wohlgefühlt und wie wir später nachlesen konnten handelte es sich um eine Sympetrum vulgatum - die gemeine Heidelibelle. Soso... ;-)


Wir umwandern den kleineren See, bewundern die Häuser der Waldwichtel
 
und der sieben Zwerge


und machen es uns dann noch eine Weile mit Klappstuhl am Ufer gemütlich. 
 

Herz, was willst Du mehr! - einen See zum Baden natürlich! Denn im Moorsee ist es nicht so wirklich einladend. Aber es sind immer noch 29 Grad... Also machen wir uns auf an den nächstgelegenen Badesee (Michalsee bei Sokolov) und purzelten dort mitten in ein Radsportevent. Aber das störte uns nicht, führte im Gegenteil zu kostenfreiem Standplatz und das Wasser im See war super!
Am nächsten Tag drängte Herr B., noch mal ein Stück zurück zu fahren. Er fliegt auf jedes Bergwerk und ich muss zugeben: Dieses war schon besonders! Sehr ursprünglich.... 😉 Abgebaut wurde seit dem 15. Jahrhundert Kassiterit - Zinnstein - und es wurde Zinn gewonnen, erst durch Seifen, später durch Abbau im Bergwerk. Die Grube erwies sich aber schon im 18. Jahrhundert als nicht mehr rentabel und geriet in Vergessenheit. Erst in den 80ern wurde ein Eingang entdeckt und nun wird sie nach und nach zugängig gemacht, verschüttete Gänge freigelegt. 
 

Der Abbau erfolgte damals naturgemäß unter primitivsten Bedingungen. Man sieht die Spuren von Hammer und Schlägel sehr deutlich
 

Die Qualität der Wege, Steige und Treppen ist spannend! Hier in Deutschland undenkbar, sofort hätten TÜV, Berufsgenossenschaft und spätestens Hygiene das Begehen verboten! *lach* 
 
 
Ich habe mich wirklich gewundert, dass keiner der Führungsbesucher hingestürzt ist auf dem glibberigen Untergrund ohne echte Haltemöglichkeit und mit sehr wenig Licht.... Aber wir sind alle heil wieder rausgekommen. Wir fuhren weiter und stolperten gleich in ein neues Drama...
Bei manchen Geschichten bleibt einem der Mund offen stehen. Wir wussten, dass die Grube Jeronym zum Ort Čistá (Bergstadt Lauterbach) gehört hat, aber weit und breit war kein Ort zu sehen. An der nächstgelegenen Straßengabelung sehen wir etwas, das aussieht wie eine archäologische Ausgrabung. Dann erst erkennen wir es: mit großen Natursteinen aus früherem Mauerwerk ist der Grundriss einer Kirche markiert. 
 

Eine Tafel erklärt, dass hier nach dem Ende des 2. Weltkriegs alle deutschen Einwohner vertrieben wurden, die Gegend zum militärischen Übungsgebiet wurde und Čistá durch einen Artillerieangriff dem Erdboden gleichgemacht wurde. 
 

Ein Grabstein für einen Ort...
 

Beim Nachlesen erfahren wir, dass dieses Schicksal wohl viele Orte in den überwiegend von deutschen Bürgern bewohnten Gebieten der Tschechoslowakei betroffen hat. Sie wurden direkt nach dem 2. Weltkrieg geräumt, die Deutschen vertrieben. Die meisten Häuser wurden durch Menschen verschiedener Nation aus Gegenden ostwärts wieder bewohnt, aber es sind wohl mehr als 1000 Orte ganz von der Landkarte verschwunden. Jahrzehntelang wurde nicht darüber gesprochen. Aber jetzt holt die junge Generation dieses Thema zurück ins Licht der Öffentlichkeit - nicht, um Vergeltung zu suchen, sondern um die Nationalgeschichte von allen Seiten zu beleuchten.
Nachdem wir dieses Stück Historie ein bisschen verdaut hatten fahren wir weiter Richtung Norden mit einem klaren Ziel vor Augen. Aber das ist eine Geschichte für einen anderen Tag.
 
Moorsee Kladská, Důl Jeronym, Zinngrube Čistá, Lauterbach und Čistá (Lauterbach)  
 
 


1 Kommentar:

  1. Interessant was Du berichtest, am besten gefällt mir die Heidelibelle und dann das gruselig dunkle Wasser.

    Nana

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