Montag, 23. September 2024

Impressionen aus Bautzen und der Lausitz

Als wir Tschechien verlassen ist das Wetter lausig. Es regnet und kommt uns nach der Hitze der letzten Wochen sehr ungemütlich vor. So machen wir uns auf zu einem ebenfalls ungemütlichen, aber trockenen und sowieso ganz wichtigen Ort und verschieben einen Besuch der sächsischen Schweiz und Dresden auf später. 
Die Gedenkstätte Bautzen braucht Zeit. Hier kann man sich viele Stunden lang mit Berichten, Schautafeln, Interviews mit Zeitzeugen, den Zellentrakten und der dreigliedrigen Geschichte der beiden Bautzener Gefängnisse auseinandersetzen. In der Weimarer Republik als fortschrittliches Gefängnis für 1100 Insassen gebaut beginnt schon 1933 seine unrühmliche Geschichte. 1945 nutzen es dann die russischen Besatzer, um willkürlich Menschen einzusperren, teiweise waren 6000 Personen hier unter unmenschlichen Bedingungen untergebracht, viele ohne je einen Richter gesehen zu haben. Aber die unrühmliche Geschichte ging ja in der DDR dann weiter. Wenn man vom Gefängnis Bautzen flüstern hörte, gefror einem das Blut in den Adern...


Die Gefangenen wurden in den DDR-Zeiten mit umgebauten Klein-LKW oder Barkas-Bussen in dieses Gefängnis überführt. Darin waren winzige Zellen eingebaut, so, dass man kaum sitzen konnte.
 

Hier wurden besonders die politischen Gefangenen der DDR inhaftiert, die Regimekritiker, die bei einem Fluchtversuch gefassten. Das Gefängnis Bautzen II, in dem die Gedenkstätte untergebracht ist und das mitten in einem Wohngebiet ist, war durch eine Schleuse von der Außenwelt abgeschlossen, so dass niemand draußen mitbekommen hat, was drinnen vor sich ging. Von hier wurden viele Inhaftierte nach Bautzen I verlegt, dem "gelben Elend" wie es im Volksmund hieß.


Drinnen so, wie man Gefängnisse aus Filmen kennt. Beklemmend.

 
Die Haftbedingungen waren zu jeder Zeit hart. Aber in der Zeit, als hier die Stasi das Regime führte, herrschte suptile Grausamkeit. Folter war ja offiziell verboten und Spuren sollten keine bleiben. Aber die Augenzeugenberichte sprechen Bände.


So eine Arrestzelle kann man noch ansehen. Wer denkt sich bloß sowas Perverses aus?


Über die Zeit des Nationalsozialismus wollen wir hier gar nicht reden... Das ist zu bedrückend. Aber wir wissen es: Augen-zu-machen hilft nicht....
Wir haben viel Zeit in diesen Räumen verbracht, in denen wohl immer noch verzweifelte Seelen umgehen. Da muss man wirklich einen ganzen Tag einplanen.
 
Damit dieser Reisebericht nicht ganz so grau endet erzähle ich Euch noch, was wir gemacht haben als wir Bautzen verlassen haben. Denn wir sind ja nur durch Bautzen gekommen weil wir noch weiter in den Norden wollten. Ein ungeplanter Termin hat in den letzten Tagen unseres Urlaubs unsere Wege gelenkt. Und dazu mussten wir in die Lausitz.
Da bietet sich eine Übernachtung am Senftenberger See an. Der See ist schon in den 70er Jahren aus einem früheren Braunkohletagebau entstanden. Senftenberg liegt mitten in der vom Braunkohleabbau zerklüfteten Gegend. Davon sieht man hier am Senftenberger See aber nichts mehr. Die Wunden der Erde sind hier schon lange wieder verheilt. Der Parkplatz an der Niemtscher Mühle ist nachts kostenfrei. Wir gehen griechisch essen direkt vor Ort und verbringen eine vollkommen ruhige Nacht. Morgens schwimmen wir im See. Draußen ist es schon richtig kalt, aber das Wasser hat noch die Sommersonnenwärme.
 

Dann fahren wir nach Doberlug-Kirchhain. Das ist die Heimat meiner Vorfahren. Erinnert Ihr Euch an meine Berichte vom Wasserturm? Seit wir vor eineinhalb Jahren meine Mutter in Kirchhain beigesetzt haben war ich nicht mehr dort. Und auch dieses Jahr war es ein Treffen auf dem Friedhof: die beste Freundin meiner Mutter, meine Patentante, inzwischen in einem wahrlich gesegneten Alter, wollten wir auf ihrem letzten Weg begleiten. Das ist der Weg des Lebens...  
In dieser Kirche wurde ich getauft.


Und natürlich musste ich auf den Pfaden meiner Kindheit wandeln. Herr B. kennt den Ort nur von seltenen Besuchen und so sind wir ein bisschen durch den Ort gelaufen, haben die verschiedenen früheren Wohnorte der Familie angeschaut und waren am See meiner Kindheit, Bad Erna, der See, an dem ich meine Sommerferien verbracht und in dem ich schwimmen gelernt habe.

 
Und egal, wie das Wetter war: einmal Sandbank und zurück muss sein, auch bei 11 Grad!
Mit unserem Ausflug in die Lausitz war unser Urlaub fast vorbei. Fast. Aber eine interessante Station hatte er auf der Heimreise noch. Davon erzähle ich Euch später auch noch.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Hallo! Ich freue mich immer sehr über Kommentare! Aber ich weise hiermit ausdrücklich darauf hin, dass mit dem Schreiben eines Kommentars im Hintergrund Deine IP-Adresse, Name, Zeitstempel, ggf. E-Mail und Webseite erfasst werden und natürlich der Inhalt Deines Kommentars an sich. Letzteren kannst Du wieder löschen. Und Du kannst Deinen Kommentar von mir auch wieder so löschen lassen, dass für andere Leser nichts mehr auf den gelöschten Kommentar hinweist.
Wenn Du aber mit der Speicherung Deiner Daten nicht einverstanden bist, dann kommentiere hier nicht! Mit dem Absenden Deines Kommentars erklärst Du Dich einverstanden zur Speicherung Deiner Daten.