Montag, 20. Juli 2015

Eine neue Nesteldecke

Manchmal werden eilige Wünsche an einen heran getragen, also muss man sich auch eilen! Am Wochenende habe ich eine Nesteldecke genäht. Über den Sinn und Zweck von Nesteldecken hatte ich hier ausführlich berichtet. Im jetzigen Fall soll sie die innere Unruhe auffangen, die zu schlimmem Kratzen führt...
Ich versuche, so eine Nesteldecke ein bisschen zu "personalisieren", also mich ein bisschen an der Lebensgeschichte der Person zu orientieren, für die die Decke gedacht ist. Hier gab es als Eckdaten: "Köchin gelernt und in der Landwirtschaft gearbeitet, immer Hühner und Gänse gehalten, auf dem Dorf gelebt, gerne Handarbeiten gemacht". Das Dorf hat ein Schloß und es gab eine Orangerie. Und so habe ich passende Stoffe ausgesucht.


Der Windmühlen-Block stammt aus einer dicken Tüte mit Restblöcken, die mir Doris bei ihrer Nähzimmeraufräumaktion geschenkt hat. Aufgepeppt habe ich ihn mit einem wirklich gut festgenähten Knopf aus Marianne' Knopfspende.


Schon bei den letzten Nesteldecken hatte ich einen tiefen Griff in die Woll-Bortenkiste meiner Mutter getan. Diese Borten sind ja nun nicht wirklich schön, haben aber beim Anfassen eine ganz besondere "Griffigkeit" - und darauf kommt es hier ja an. Im Gegensatz dazu steht das ganz glatte Unterwäscheband. Witzig ist auch die wuschelige, türkisfarbene Webkante von dem Cordstoff, den ich bei meiner neuen Tasche verarbeitet hatte.



Zum Küchen- und Kocherinnerungsschatz gehört natürlich ein kariertes Geschirrtuch. Dazu gibt's eine Fummelschnur mit Druckknopf, Schlaufe und ein paar alten Garnrollen.


Zitronen aus der Orangerie! Ein bisschen aufgepeppt mit einem "halblosen" Blatt


Auch aus einer Spende stammt dieser helle DDR-Webstoff, eine ganz typische Webart mit ein paar aufgesetzten Maschinenspitzen. War sicher mal ein Vorhang und hat darum hier einen Vorhangring. Mal sehen, wie lange der dran ist! :-) (und ob sich Mitarbeiter im Heim finden, die ihn wieder anfädeln, wenn er nicht mehr dran ist...)


Wisst Ihr, warum es in meinem Nähzimmer so voll ist? Weil immer mal jemand kommt, der meint: "Du nähst doch" und mir eine Tüte in die Hand drückt. Da gab es mal eine große Menge an kurzen Reißverschlüssen....


Mit so einer Reißverschlusstasche gebe ich mir immer Mühe. Hier wird nix hingeschludert, auch wenn diese Tasche vielleicht keinen wahren "Sinn" hat. Aber auch sie ist mit Innenfutter versehen und innen sauber verarbeitet. So eine Decke ist - wenn man die Zeit zum Nähen betrachtet - unbezahlbar! Aber so eine Decke ist sowieso immer eine gute Tat für einen Menschen mit Demenz, was ist da schon ein bisschen Zeit!.... :-)
Schnell ist dagegen so ein Blöckchen hingenäht: ein Stück eines alten Kinderanoraks mit Leuchtstreifen


An dieser Stelle ist es ein bisschen "voll" geraten, weil ich mir erst spät überlegt habe, dass ich die Flechtbänder mit einer Schleife fixieren möchte. Die Schleife ist nur links und rechts festgesteppt und man kann die Bändchen leicht durchstecken. Ich habe sie aus einem 10x10cm Quadrat aus Petra's Musterquadratesammlung gemacht. Der Stoff ist wie ein Damast und hat dadurch eine besonders schöne Wirkung.


Damit aus dem vliesgefüllten "Schlauch" eine Schleife wird, habe ich sie in der Mitte mit einem Band umwickelt und die Enden mit dem Knoten in an (!) der Kerzenflamme verschmolzen. So können die kleinen Perlen nicht zur Gefahr werden, weil der Knoten nie mehr aufgeht. Die Schmelztechnik kennt Ihr ja sicher alle. Das funktioniert prima bei allen fransenden Bändern und Kordeln, die aus Synthetikfasern bestehen, aber es ist ein schmaler Grat zwischen Schmelzen und Brennen!


Auch hier noch mal ein "verschmolzenes" Band zum befestigen des Knopfs, bei dem man auf diesem Foto gar nicht sieht, was er für einen schicken Metallrand hat.


Zu guter Letzt ein Karbinerband mit Gummischlaufe und eine Schlaufe zum Aufhängen der Decke am Kleiderhaken - ein Wunsch, der von den Pflegemitarbeitern geäußert wurde.


Die Rückseite aus einer ausgedienten Flanellbettwäsche ist nur mit der Vorderseite verstürzt, die Stoffquadrate und der Rand schmalkantig abgesteppt. Ein bisschen "Kuschelflair" auf dem Knie....
Das ist eine tolle Decke geworden - wenn ich sie so betrachte. Wisst Ihr, warum? Sie enthält so viele Gaben von lieben Menschen um mich herum, ein echtes "Gemeinschaftswerk"! Habt alle noch mal ein Dankeschön dafür.

Nun können wir nur hoffen, dass diese Decke ihren Zweck erfüllt: Beschäftigung für unruhige Hände...

Gewicht: 316 Gramm

16 Kommentare:

  1. Meine Güte, wieviele unendlich gute Gedanken und Ideen in dieser Decke stecken, wunderbar.

    Nana

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  2. Wunderbar wie viel Gedanken du dir machst, damit andere Beschäftigung und Freude daran haben.
    LG mond-sichel

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  3. Eine schöne Decke ist das geworden! Und ja, ich habe auch schon für jemanden eine genäht: sie zerkratzte sich immer die Beine.... Und bekam dann eine sehr nette Rückmeldung, dass die Decke ihren Zweck erfüllt: die Beine sind heil! Das freut einen dann doch!
    LIebe Grüße von Regina

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  4. Das ist eine wunderbare Idee mit der Nesteldecke und deine ist wieder ganz toll geworden mit den vielen Details!

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  5. Liebe Valomea!
    Die Decke ist klasse und wird sicher jemanden glücklich machen! Du hast so viele Details eingebaut, das ist sicher spannend zu entdecken!
    LG Anke

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  6. Eine wunderbare Decke hast Du da genäht!!! Bei solchen Decken sind die wohlmeinenden Stoffspenden gut angelegt....
    Alles Liebe, Katrin

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  7. Liebe Valomea, da hast Du Dein ganzes Herz in die Decke gesteckt, das ist einfach wundervoll, mit wieviel Liebe Du diese Decke gestaltet hast.
    glg Susanne

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  8. Liebe Valomea,
    toll, soviel Ideen und Details! Da gibt es ganz viel zu Greifen zu tasten und auch zu sehen für den beschenkten Menschen.
    Herzliche Grüße
    Marianne

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  9. Liebe Valomea,
    diese Decke ist super.
    Schön dass du dir die Mühe gemacht hast einem kranken Menschen damit zu helfen.

    LG Maja

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  10. Liebe Valomea,
    da hast Du eine wunderschöne, einfühlsame und ganz liebevolle Nesteldecke genäht. Da gibt es viel zu greifen, zu fühlen und zu tasten. Mit dieser Decke wirst Du sicher Glück verschenken.
    Liebe Grüße
    Monika

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  11. Wirklich toll die Decke. Sehr viele Details und auch auf die Frau abgestimmt. Das ist wirklich klasse.
    LG Dagmar

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  12. Liebe Valomea,
    das hast du toll gemacht, die Decke ist einmalig.
    Liebe Grüßle,
    Sylvia

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  13. Liebe Valomea,
    du hast wieder so viele Ideen gehabt und eingarbeitet. Wenn ich mir vorstelle wie die einzelnen Sachen befühlt, gedreht und untersucht werden, kann ich mir gut vorstellen, dass da jemand einige Zeit beschäftigt ist.
    LG Marianne

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  14. Liebe Valomea,
    Du hast die Decke mit so viel Herz genäht, ich bin sicher dass dies die künftige Besitzerin spüren wird. Ich finde es wunderbar, dass Du soviel Zeit und Mühe in solche Spenden steckst! Das wird sicherlich ein hilfreiches und geliebtes Fummelteil für die Frau werden.
    Ganz liebe Grüße
    Marle

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  15. Hallo Valomea,
    oh, wie wunderschön! Mit so viel Liebe genäht und wohldurchdacht.
    Ich schaffe es bestimmt auch mal irgendwann, eine zu nähen!
    LG Doris

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  16. Ich bewundere den Aufwand, aber vor allem die Liebe zum Detail und das Herzblut, welches Du in diese Nesteldecken einfließen lässt!
    LG Judy

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