Mittwoch, 29. September 2021

Entrümpeln oder nicht? - Die Geschichte vom Klöppelsack...

Das HerbstHandarbeitsbingo rief Geister wach, denen ich gerade gar nicht Herr werde! *lach*
Dort gibt es zwei sehr spannende Felder:
- eine alte, exotische Handarbeitstechnik ausprobieren
- Leinengarn verwenden
Als ich das gelesen habe, fiel mir natürlich sofort der Klöppelsack ein, der in irgendeiner Kiste auf dem Boden schlummert. Nun war die Tochter da - die auch einen Klöppelsack in einer Kiste besitzt - und wir haben mutig aus dem ganzen Haus zusammen getragen, woran wir uns erinnern konnten: zwei große Kartons vom Boden, eine große Schachtel aus dem Keller, diverse Literatur aus unserer Bibliothek und dazu zwei Holzkistchen mit verschiedenen Garnen...
 

In all diese Behältnisse haben wir viele, viele Jahre nicht hinein gesehen, die Tochter war noch ein Kind, in ihrer Kiste waren neben dem Klöppelsack allerhand Kinderbücher und eine größere Menge Fenstermalfarbe, die muss 25 Jahre alt sein! 
 

Und ich selbst war auch erschrocken, was für ein Chaos das war! Die Nadeln in einer Blechdose sind vollkommen verrostet:
 

Die Klöppel waren alle mit Garnresten bewickelt. 
 

Das ist normal, man knotet nach Bedarf an. Aber ich hätte niemals mehr sagen können, welches Garn da drauf ist!
 

Während mein Klöppelsack leer war, schlummert auf dem der Tochter ein begonnenes Projekt. Das wird vermutlich niemand mehr beenden, beide hatten wir keine Lust darauf! 
 

Zumal die spannende Frage im Raum steht, ob ich das überhaupt noch kann! Aber es ist vermutlich wie beim Radfahren: einen "abgerutschten" Klöppel konnte ich quasi blind wieder mit der nötigen Schlaufe versehen, da musste ich nicht nachdenken...
Auf dem Klöppelsack der Tochter sind neuere Klöppel. Diese Hülsenklöppel wurden im Erzgebirge verwendet im Gegensatz zu den hülsenlosen, die aus Flandern stammen. In meinem Fundus gibt es noch uralte mit ganz dünnen Hülsen, die machen so ein wunderbares Geräusch beim Klöppeln! Da kommt kein moderner Klöppel mit... 


In den Garndosen befinden sich ganz viele verschiedene Garne, neben ein paar wenigen echten Leinenklöppelgarnen auch viel Häkel- und Kunststrickgarn, das ich auch zum Klöppeln verwendet habe. Was macht man denn bloß damit?
 

Das Klöppeln habe ich gelernt als ich vielleicht 18 Jahre alt war. Damals gab es eine kirchliche Werkwoche: 5 Tage lang konnte man eine seltene handwerkliche Technik erlernen. Ich fand das Klöppeln spannend und hatte per Annonce eine gebrauchte Grundausstattung erworben und bin damit zur Werkwoche nach Leipzig gefahren. Blöde Idee! Nach der Woche beherrschte ich zwar die Grundschläge, aber hatte eine fette Überlastung der rechten Schulter, die ich nie wieder richtig losgeworden bin. 
Trotzdem habe ich über die Jahre verschiedene Dinge geklöppelt, war eine Zeit lang auch in einer Gruppe tätig. Aber es blieb mir immer ein inneres Dilemma: auf der einen Seite finde ich diese Technik hochspannend - auf der anderen Seite passen zu meinem eigenen Lebensstil die geklöppelten Spitzen eher nicht. Ich habe also in der ersten Zeit viel verschenkt - an die Altvorderen der Familie, die sich sehr gefreut haben. Inzwischen sind die Dinge teilweise wieder zurückgeerbt... Neeeeiiiin! *lach*
 

Später habe ich ein paar modernere Sachen probiert, zum Beispiel dieses Bild
 

oder diesen kleinen Wandhänger.
 

Damit konnte ich mich dann deutlich mehr identifizieren. Aber eigentlich bin ich mit der Technik "durch" und bis zum Schmuck klöppeln ist es nicht gekommen.
Ich weiß nicht, wann ich zuletzt mit den Klöppeln geklappert habe, in diesem Haus jedenfalls wohl noch nicht und hier wohnen wir seit 12 Jahren... Die letzten Arbeiten waren wohl solche Weihnachtshängerchen:


In den Kisten fanden sich neben den Klöppelbriefen auch ein paar wenige fertige und halbfertige Dinge.
 

Eigentlich ein UFO - es fehlt nur der Stoff in der Mitte und man hätte ein Weihnachtsdeckchen. 
Ein Kragen, die Bluse dazu wurde nie genäht:
 

Ein Klöppelbrief wird auf Pappe geklebt oder gemalt und ist quasi die Arbeitsanleitung. Darauf wird durch Drehen und Kreuzen der Klöppelpaare das Muster gebildet und jeweils an den Eck- und Kreuzungspunkten mit Stecknadeln fixiert. Hier seht ihr mal Brief und Ergebnis nebeneinander.
 

Das Deckchen ist fertig und nicht schlecht, finde ich. Aber ich werde es mir sicher nicht auf irgendeine Kommode legen... *seufz*
 

Die alten verschieden starken und verschiedenfarbigen Garne haben wir erst mal abgewickelt
 

Zum Glück hatte ich dabei tatkräftige Hilfe! 


Nun muss ich mich erst mal in Ruhe durch alles durchsortieren. Fest steht schon mal, dass die Tochter ihren Klöppelsack nicht behalten möchte. Und ich muss mich entscheiden:
- Alles weggeben?
- Zum "Abschied" noch mal ein Bingo-Projekt klöppeln?
- Was mit den Dingen machen? Gibt es überhaupt noch Interessenten für so eine Technik?
- Oder doch etwas behalten? 
Ich weiß nicht...

15 Kommentare:

  1. Liebe Elke,
    Bevor du alles wegwirfst, besonders die Klöppel an sich, melde dich bitte mal bei mir. Meine Mutter ist ja begeisterte Klöpplerin und hat schon etliche alte Sammlungen übernommen. Meine Schwester und ich haben es auch gelernt und irgendwann möchte ich es auch mal wieder machen. Aber ich bin ja zu den Patchworkerinnen übergelaufen im Moment. ;) vielleicht mag meine Mom ja was übernehmen. Wir klöppeln zwar auf der Platte mit den andern Klöppeln, aber bevor sie wegkommen... ;)
    Wenn du Lust hast, schau mal auf der Homepage meines Vaters. Da zeigt er auch viel geklöppeltes.
    Www.busch-hermannsburg.de
    Liebe Grüße
    Rike

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  2. Liebe Elke,
    oh wie fleißig du schon wieder bist! Die Klöppelspitzen sehen ja wirklich toll aus, viel zu schade zum Wegwerfen. Vielleicht findet sich ja noch jemand dafür. So ein altes Handwerk sollte in den Volkshochschulen angeboten werden, finde ich. Nicht, dass es ausstirbt. Das wäre doch viel zu schade! Genieße den Tag und lass es dir gut gehen.
    Herzliche Grüße
    Annette

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  3. Auch so etwas, was mir total gefallen könnte. Von dem ich aber - wie vom Spinnen - die Finger lassen werde. Ich hab schon genug Hobbies. Ich würde dir aber auch raten, zuerst mal rumzufragen, bevor du alles in die Tonne wirfst. Die Holzklöppel sind zu schön... Irgendjemand wird sich bestimmt sehr darüber freuen
    Herzlichst
    yase

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  4. Liebe Elke das ist keine einfache Entscheidung und es soll dir auch gefallen. Gibt esbei euch nicht Klöppelkurse oder auch an Schulen. Da sind Fachleute bestimmt sehr dankbar für historisches Material. Aber schau genau hin, wem du es gibst es soll auch schon geschätzt und verwendet werden. Lg von Frauke

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  5. Ja sicherlich besteht noch immer Interesse an der alten Kunst des Klöppels! Der Personenkreis ist zwar übersichtlicher als bei anderen Techniken, aber er besteht.
    Meist wird aber inzwischen auf den flachen Kissen und somit auch den hülsenlosen geklöppelt und das nicht nur in Flandern!
    Wenn du dein Material tatsächlich nicht mehr behalten möchtest, dann gib es weg. Eine Möglichkeit wäre auch beim Deutschen Klöppelverband nachzufragen oder an Klöppelschulen. Ich könnte mir vorstellen, dass für die Kindergruppen Spenden gerne gesehen sind.

    Gruß Marion

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  6. Hi Elke, ich würde auch mal an der Klöppelschule in Schneeberg anrufen oder mailen. Übrigens sind deine beiden Projekte , das mit dem Ast und das mit der Sonne absolute Spitze. Im wahrsten Sinne des Wortes. Ich würde ja sowas filigranes in ein Fenster hängen, nicht in einen Rahmen. Oder arbeite sie in eine kleine Gardine ein. Selbst das unfertige läst sich da verwenden. Die Sachen sind wert, sich zu präsentieren. LG von Rela

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  7. Liebe Elke, ich bewundere alle, die diese Kunst beherrschen, aber selbst war es mir einfach zu viel mir noch was "aufzuhalsen". Da wird sich sicher jemand finden der sich riesig darüber freut. Doch zuerst solltest du noch einen Versuch starten, wer weiß? Die Ergebnisse, die du zeigst sind sehr schön, besonders gefällt mir das Deckchen das du mit der Pappvorlage zeigst, es hat "so einen irischen Touch", findest du nicht? Also ich bin gespannt ob dich nochmal das Klöppelfieber packt.
    LG eSTe

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  8. Ich möchte nicht in Deiner Haut stecken!

    Nana

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  9. Hallo Elke,
    klöppeln ist eine wunderbare alte Handarbeitstechnik. Vielleicht könntest du das Deckchen in einem Weißquilt verarbeiten? Oder gefällt dir das nicht. Ich würde mir an deiner Stelle etwas besonders Schönes aufheben und den Rest vielleicht an eine liebe Klöpplerin weitergeben.
    Liebe Grüße
    Renate

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  10. Hallo Elke,
    ja, Klöppeln hat mich auch immer gereizt, habe mir auch einen Klöppelsack selbst gemacht und auf dem Trödel (belgische) Klöppel gefunden.....und dabei ist es dann geblieben.
    Die Technik ist aufwändig, aber irgendwie auch "altmodisch" und so habe ich es dann irgendwann abgehakt.
    Die Garne würde ich schon behalten und daraus etwas anderes zaubern. Gehäkelt zB.

    LG Doris :o)

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  11. Liebe Elke,
    wie spannend bei mir auf dem Dachboden Schlummer auch so ein Kissen samt Klöppel. Erbe.
    Ich hab das Klöppeln nie gelernt. Und jetzt damit anfangen.... Ich weiß ja sowieso schon nicht was ich zuerst und zuletzt machen soll. Hobbys genug.
    Liebe Grüße, Marita

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  12. Liebe Elke,
    Du bist eine wahre Wundertüte. ;-) Du kannst also auch klöppeln, ich finde das absolut faszinierend und für mich sind es "Böhimsche Dörfer"... Deine mordernen Klöppeleien gefallen mir sehr gut, besonders die Kräuterwiese. Aber auch die Spitzen und das Deckchen sind klasse.
    Ich bin gespannt, wie Du Dich nun entscheiden wirst.
    Liebe Grüße Viola

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  13. ich finde deine geklöppelten Sachen toll
    besonders auch die "moderneren" Teile
    und auch den Weihnachtshänger..
    aber es gibt durchaus noch Leute die klöppeln
    und die würden sich sicher über das eine oder andere freuen

    liebe Grüße
    Rosi

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  14. Hallo Elke
    ich hab auch noch eine große Sammlung an Klöppeldingen. Vor dem Nähen klöppelte ich gern und viel. Einen Kragen hab ich auch zu liegen und nie eine Bluse genäht.
    Doch trennen kann ich mich nicht. Ich hätte noch Lust dazu. Ich glaube, es gibt noch eine Renaissance.
    Viele Grüße Anke

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